Freiwillige Feuerwehr Lindenholzhausen e.V.

Für Hollesse. Jederzeit. Einsatzbereit.

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19.03.2024 um 08:59 Uhr FBMA - ausgelöste ...
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Chronik

Wer heute den Weg bis zur Gründung zurückverfolgt, der wird, wenn er am Ursprung angekommen ist, von zwiespältigen Gefühlen befallen sein. Es war schon eine unruhige Zeit als sich zum Jahresende 1933, etwa zwanzig Männer unseres Dorfes trafen, um dem Ruf des Bürgermeisters Georg Rompel zu folgen und eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Zwar war auch vorher durch das Zusammenhalten der Ortsbewohner in Not- und Brandfällen ein gewisser Schutz gewährleistet, doch die fortschreitende Technik und die zum Teil komplizierten Gerätschaften erforderten eine intensive Ausbildung und ständige Schulung der Männer, die sich freiwillig in den Dienst des Nächsten stellen wollten. Aber auch eine bisher wenig beachtete Erscheinung der damaligen Zeit drückt sich durch die Gründung von Freiwilligen Feuerwehren in Lindenholzhausen und anderswo aus. Es war die Zeit als der Tritt der Stiefel fanatisierter Gruppen durch die Straßen hallten, es war die Zeit, in der ein Einzelner sich der Masse unterwerfen musste, es war die Zeit, in der die nationalsozialistische Partei ihren Einfluss bis in die privateste Sphären der Bürger geltend machte. Viele Bürger die in den damaligen Geschehnissen den Beginn eines drohenden Unheils sahen, aber nicht die Möglichkeit hatten, sich dagegen zu stellen, sahen in der Gründung und in dem Eintritt zur Freiwilligen Feuerwehr die Möglichkeit von der aktiven Mitarbeit oder Mitgliedschaft in den paramilitärischen Kampfverbänden und Organisationen der Partei verschont zu bleiben. Gerade in ländlichen Gegenden konnte der erkennbare Widerstand gegen die damaligen Machthaber den Arbeitsplatz oder gar die Existenz kosten. Die aktive Mitarbeit in einer Freiwilligen Feuerwehr entband von der Verpflichtung der Teilnahme an den verschiedensten Parteiveranstaltungen der damaligen Zeit.

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Vor einigen Jahren haben wir uns mit den noch lebenden Gründern unserer Wehr zusammengesetzt und nach dem "Warum" der Gründung fragt. Als Antwort wurde entgegnet, dass ihre Haltung in damaliger Zeit ein innerer, stiller Protest gegen den sich abzeichnenden Unrechtsstaat war. Daran sollte man denken, wenn es sich um Feuerwehren, die in jenen Jahren gegründet wurden, handelt. Es ist bezeichnend für die Turbulenz der beiden ersten Jahrzehnte des Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Lindenholzhausen, dass Protokollbücher und sonstige Unterlagen nur spärlich vorhanden sind. So erhebt dieser Aufsatz auch nicht den Anspruch einer Vereinschronik, vielmehr fließen in ihm die Erlebnisse und Meinungen der Gründer und Mitglieder zusammen, um irgendwann ein Ganzes zu bilden. Es zeichnete sich auch bald nach der Gründung unserer Wehr ab, welche Rolle ihr von den damaligen Machthabern zugedacht war. Die Ausbildung der Feuerwehrmänner berührte den Brandschutz nur sekundär; primär war das Bemühen der absoluten Gleichschaltung, das sich durch zum größten Teil sinnloses Exerzieren und Marschieren ausdrückte. Doch es zeigte sich das persönliche Engagement der Feuerwehrmänner, als im Jahre 1936 bei einem Großbrand auf dem jetzigen Anwesen des Landwirts Rudolf Preßler, die erste große Bewährungsprobe bestanden werden musste. Auch an das erste Einsatzfahrzeug der Feuerwehr erinnern sich noch manche. Es war ein achtsitziger PKW der Marke Adler, der von dem damaligen Bürgermeister der Feuerwehr zur Verfügung gestellt wurde und somit von der Einziehung zu Militärzwecken verschont blieb. Anfang der 40 er Jahre muss ein als Feuerwehrauto umgebautes altes Taxi der Fa. Wicker gedient haben, auf dessen Dach eine Leiter untergebracht war. Auf einem Anhänger war eine Feuerwehr-Spritze mit zugehörigen Saugschläuchen installiert.

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Dann begann die düsterste Zeit, die Jahre des Krieges. Fliegerangriffe auf die Zivilbevölkerung ließen die Menschen in Angst und Schrecken leben. So erinnerten sich einige noch an ein Gerüst auf der alten Schule, die dort stand, an dem heute unser Feuerwehrhaus errichtet ist, auf dem die Handsirene stand mit der Luftalarm ausgelöst wurde. Aus den Worten altgedienter Mitglieder spricht das Grauen und Entsetzen, wenn sie über das Ausmaß der Verwüstung und besonders über die Mitbürger reden, die nach den Bombenangriffen sinnlos ihr Leben lassen mussten. Beim Erzählen spürte man deutlich die innere Erregung, wenn sie erzählten, wie man sich bemühte, verschüttete Mitbürger aus den Trümmern ihrer Häuser zu bergen. Das Gedenken an die Opfer ist auch heute, viele Jahre danach, in der Freiwilligen Feuerwehr Lindenholzhausen noch nicht erloschen.
Der Krieg und das Grauen gingen zu Ende. Ein Neubeginn wurde gemacht. So können sich ältere Kameraden noch an die Episoden der Nachkriegsbesatzungszeit, an das holzgasgetriebene Einsatzfahrzeug, das Willi Becker der Feuerwehr zur Verfügung stellte, erinnern.
Nach dem Erlebten suchten die Menschen die Gemeinschaft. Es begann die große Zeit des geselligen Vereinslebens und manche schwärmen noch heute von den Familienabenden, den Weihnachtsfeiern und den Karnevalsveranstaltungen, die damals Höhepunkte im dörflichen Leben waren. Diese Zeiten wurden mittlerweile abgelöst. Das Fernsehen übernahm die Unterhaltung und die Menschen wurden - ohne dass sie es merkten - ein Stückchen ärmer.
Die technische Weiterentwicklung, die Ausrüstung der Wehr mit Gerätschaften und Fahrzeugen wurde im Rahmen der Möglichkeiten weiterentwickelt und der heutige Stand lässt erkennen, dass man den Anschluss nie verloren hatte.
Groß ist die Anzahl der jugendlichen Mitglieder unserer Wehr, hervorragend ist der Ausbildungsstand der aktiven Wehrmänner, ungebrochen ist die Bereitschaft, dem Nächsten in der Not eine Stutze und Hilfe zu sein. Nur der Zusammenhalt der Menschen untereinander und der Wille, in Eigeninitiative für den Anderen da zu sein, ist Gradmesser für die Eigenständigkeit eines Gemeinwesens. Wer sich nur von anderen helfen lässt ohne selbst etwas dafür zu tun, der verliert seine Selbständigkeit, der will verwaltet werden.
So soll auch dieser Versuch eines geschichtlichen Rückblicks der Freiwilligen Feuerwehr Lindenholzhausen damit enden, dass der Blick in die Zukunft gerichtet wird, dass die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander aller Bürger auf Dauer erhalten bleibt, dass unsere - Ihre - Freiwillige Feuerwehr Bestandteil der örtlichen Gemeinschaft war und ist, getreu dem Wahlspruch "Gott zu Ehr', dem Nächsten zur Wehr." 
 
Eine umfangreiche Chronik von Bernd Rompel zum Brandschutzwesen in Lindenholzhausen findet man unter: http://www.lindenholzhausen.de/brandschutzwesen